Finale-Anwender: Rick Giovinazzo

Rick Giovinazzo, erfolgreicher Orchestrator vieler Hollywood-Filme, spricht über seine Erfahrung mit dem Programm Finale für seine Arbeit.
Rick (links) und Komponist John Ottman bei den Aufnahmen für Astro Boy in den Abbey Road Studios in London, Juli 2009. Foto von Amanda Goodpaster, alle Rechte vorbehalten.
Rick (links) und Komponist John Ottman bei den Aufnahmen für Astro Boy in den Abbey Road Studios in London, Juli 2009. (Foto: Amanda Goodpaster)

Geboren auf Staten Island, N. Y. in einer Familie professioneller Musiker, wurde Rick Giovinazzos Leben immer von Noten begleitet. Nach vielen Jahren des Studiums, Auftritten und dem Schreiben von Musik zog er mit der Absicht, Filme zu vertonen, nach Los Angeles und hat seitdem die Musik für etliche Feature-Filme geschaffen und and die Orchestrierung für mehr als 100 andere Filme durchgeführt.

Eine unvollständige Liste der vielen von Rick ‒ mit Hilfe von Finale ‒ durchgeführten Orchestrierungen enthält: Angels and Demons, Transformers (1 & 2), Austin Powers (1, 2 & 3), The Da Vinci Code, Pirates of the Caribbean (2 & 3), Astro Boy, The Bourne Supremacy, Desperate Housewives, Ice Age 3, The Chronicles of Narnia, Team America, X-Men (2 & 3) und Baby Mama. Eine sehr lange Liste von Ricks Arbeiten lässt sich in der Internet Movie Database aufrufen.

Zu den Komponisten, mit denen Rick gearbeitet hat, gehören George S. Clinton, Hans Zimmer, Burt Bacharach, John Powell, John Ottman, Harry Gregson-Williams, Steve Jablonsky, Pierre Littbarski, und viele andere. Da ich selbst ein Fan von Frank Zappa bin, fasziniert es mich besonders, von Ricks Projekten mit Zappa-Schüler (und ebenfalls Finale-Anwender) Bruce Fowler zu erfahren. Und da ich die Musik der Beatles liebe, höre ich gespannt Ricks Bericht von seinem kürzlichen Ausflug in die Abbey Road Studios in London, wo er die Orchesteraufnahmen zu Astro Boy überwacht hat.

Rick ist ein leidenschaftlicher und sachkundiger Finale-Anwender, der seine Kenntnisse bei Finale-Beta-Tests und im Finale-Forum gerne weitergibt. Genauso freigiebig übermittelt er uns seine Gedanken für unseren Blog (und hat ein paar Tipps für Neueinsteiger parat):

„Meine Arbeit als Orchestrator mit Finale begann 1996 als ich damit begann, für Film- und Fernsehkomponisten in Los Angeles zu orchestrieren. Obgleich ich bereits um 1991 einer der ersten Film- und Fernsehkopisten in L. A. war, der professionell mit Finale gearbeitet hat.

Für mich war Finale immer das einzige Programm, das alles bot, was ich von einem Notationsprogramm erwartete. Anderen Anwendungen, die ich ausprobiert habe, fehlten die Leistungsfähigkeit und Flexibilität, jede musikalische Situation, die auftreten kann, zu meistern ‒ und bei aktueller Filmmusik steht ein Orchestrator oft vor der Notwendigkeit, ungewöhnliche Kompositionstechniken in ein klares und kompaktes Notenbild umzusetzen.

Ich kann mich während meiner Arbeit mit Finale nicht daran erinnern, in die Lage gekommen zu sein, dass etwas nicht so notiert werden konnte, wie ich es wollte. Das kann ich von anderen Notationsprogrammen nicht sagen. Ich habe den Eindruck, dass alle anderen Programme auf die eine oder andere Art meine Möglichkeiten eine Partiturbild genau so zu erzeugen, wie ich es für richtig halte, beschränken.

Wenn ich an eine andere Herausforderung für heutige Filmmusik-Schaffende denke, ‒ nämlich die immer kürzeren Zeiträume, die für eine Aufgabe zur Verfügung stehen, ‒ dann freue ich mich darüber, dass es mir und meinen Kollegen mit Finale möglich ist, Partituren in halsbrecherischer Geschwindigkeit zu erstellen. Und das ist ohne Kompromisse bei Genauigkeit und Ästhetik möglich. Und immer wenn eine neue Version von Finale erscheint, gibt es wieder etwas anderes, das schneller oder einfacher erledigt werden kann als früher.

Wenn ich nun wie ein übereifriger Fan von Finale klinge, dann deshalb, weil ich es bin. Ich habe alle Argumente gegen die Verwendung von Finale gehört und fand keines davon zwingend oder zutreffend. Es stimmt zwar, dass Finale früher einmal schwierig zu erlernen war, aber das stimmt schon seit vielen Jahren nicht mehr. Ich denke es ist Zeit, dieses Argument zu begraben.

Mein Rat für neue Finale-Anwender besteht darin, sofort anzufangen. Beginnt mit kleinen Projekten und arbeitet Euch zu aufwendigeren vor. Ich kann nur dazu Raten, eine eigene Vorlage zu erstellen, die so genau wie möglich Euren eigenen Vorstellungen entspricht. Es ist erstaunlich, wie viel Zeit man damit bei jedem Projekt einspart. Man kann die mitgelieferten Vorlagen verwenden und diese nach eigenen Vorstellungen anpassen. Wenn Ihr bei jedem neuen Projekt wieder dieselben Vortragsbezeichnungen oder Zeichen erstellt, dann wisst Ihr, es ist Zeit, diese in eine eigene Vorlage aufzunehmen.

Und ich würde auch vorschlagen, in Finale Dinge auszuprobieren. Für mich war das sehr hilfreich, um Finale besser kennen zu lernen. Zum Beispiel:

  • Klickt auf unbekannte Werkzeuge um festzustellen, wofür sie gut sind.
  • Ctrl-Klickt (Mac) bzw. klickt mit der rechten Maustaste (Windows) auf alle möglichen Objekte, um die Kontextemenüs der verschiedenen Werkzeuge auszuprobieren ‒ diese sind eine gewaltige Erleichterung.
  • Schaut Euch in den Menüs um und probiert die Befehle aus, die eventuell gerade passen können. Denkt daran, es gibt eine unbeschränkte Anzahl von Widerrufen-Schritten, also habt keine Angst, etwas neues auszuprobieren.

Man kann wohl sagen, dass die sowohl von Anfängern als auch von langjährigen Anwendern für das Verständnis von Finales gewaltigen Möglichkeiten am wenigsten genutzte Resource die zugehörige Dokumentation ist. Lasst das Benutzerhandbuch im Hintergrund im Browser-Fenster offen, so dass Ihr bei Bedarf schnell nach einer Information suchen könnt.

Und benutzt die Foren. Dort findet Ihr eine Gemeinschaft erfahrener Anwender, die ihr Wissen über Finale gerne weitergeben und regelmäßig die Foren beobachten und Euch mit konstruktiver Hilfe über jedwede auftretende Klippe hinweghelfen.

Für mich, wie für viele andere, ist das Aufregende an der Benutzung von Finale die Erkenntnis, dass wir unsere Musik exakt so notieren können, wie wir sie sehen wollen. So wie wir es früher mit Bleistift und Papier konnten, nur jetzt ohne Radierer oder Lineal ‒ und in einer manchmal unglaublichen Geschwindigkeit und mit einem Notenbild, das man so veröffentlichen könnte.“

Scott Yoho