Finale im Filmtonstudio – Aufnahmen zur TV-Serie „Empire“

Ein Erlebnisbericht von einem Besuch bei Warner Brothers, wo die Musik für die in den USA erfolgreiche TV-Serie "Empire" aufgenommen wurde.
Tim Davis, Fred Flowerday, Mark Adler, Jeremy Levy und Greg Jamrok
Abb. 1: Tim Davis, Fred Flowerday, Mark Adler, Jeremy Levy und Greg Jamrok

Auch wenn jeder Finale-Anwender seine eigene Arbeitsweise hat, so teilen doch Mitglieder einer bestimmten Gruppe der Musikindustrie oftmals gewisse Aspekte beim Erzeugen von Noten. In unserem Bestreben, Finale zu verbessern, betrachten wir sowohl diese Gemeinsamkeiten als auch Eigenheiten individueller Arbeitsabläufe. Mitglieder des Finale-Teams sind in regelmäßigem Austausch mit den unterschiedlichsten Finale-Anwendern, von den Filmstudios in L. A. bis zu den Bühnen am Broadway (und darüber hinaus), um auf dem Laufenden zu bleiben, wie alle Arten von Musikern Noten verwenden – und um zu sehen, wie wir ihnen durch zukünftige Entwicklungen bei ihrem Arbeitsablauf helfen können.

Während des Besuchs der Winter-NAMM-Show im Januar in Anaheim (Kalifornien) haben wir regelmäßig Gelegenheit, viele Anwender persönlich zu treffen. Dieses Jahr hatten wir eine weitere Gelegenheit, nämlich den Besuch einer Aufnahmesession für die preisgekrönte Musik-Drama-Serie Empire von Fox in der Eastwood Scoring Stage. Da ich diesen Besuch bei Warner Brothers sehr genossen habe, dachte ich mir, ich schreibe hier für alle, die meinen Enthusiasmus eventuell teilen, über meine Erfahrungen.

Der Wasserturm auf dem Gelände der Warner Brothers
Abb. 2: Der Wasserturm auf dem Gelände der Warner Brothers

Unser Abend

Es war eine perfekte Nacht für unseren Besuch. Der Mond schien und der WB-Wassertank war hell erleuchtet. Wir haben das kalifornische Wetter besonders genossen, da gleichzeitig unsere Kollegen zuhause in Colorado einen Schneesturm erlebten.

Wie beim Film mussten wir zunächst am bewachten Tor anhalten und die Sicherheitsschranke passieren.

Im Bild oben sind wir zusammen mit unseren Gastgebern abgebildet. Von links nach rechts: Tim Davis (führender Orchestrator und Dirigent), Fred Flowerday (MakeMusics Sr. VP für Geschäftsentwicklung), ich, Jeremy Levy (Orchestrator) und Greg Jamrok von JoAnn Kane Music Service, die das Notenmaterial für die Show vorbereiten.

Bevor die Aufnahmen begannen, haben Fred und ich mit Tim, Jeremy und Greg über alles mögliche gesprochen, vom Abendessen (die Aufnahmen begannen um 19:30 Uhr) bis hin zu Finale 26, das für alle Noten zum Einsatz kam. Wir haben auch hoch und heilig versprochen, weder die Noten noch das Video zu fotografieren, um nicht aus Versehen unseren Empire-Fans die Spannung zu verderben.

Der Aufnahmeraum der Eastwood Scoring Stage
Abb. 3: Der Aufnahmeraum der Eastwood Scoring Stage

 

Die Aufnahme

Als die Aufname begann, fanden Fred und ich auf einem Sofa hinter Tim (der dirigierte) Platz, mit dem Rücken zur Glasscheibe zum Regieraum. Wir schauten zu, wie sich ein kleines Orchester mit einer Hand voll Bläsern in einem wunderbaren Raum aufwärmte, der problemlos ein viel größeres Ensemble aufnehmen könnte. Es klang wunderbar.

Ein Besuch bei Leuten, die in einem Aufnahmestudio arbeiten, ist oftmals etwas unangenehm, wenn der Eindruck vermittelt wird, dass man nur im Weg ist. Nicht so in diesem Fall, wo sich offensichtlich jeder wohl fühlte, gastfreundlich und souverän war.

Wenn Sie noch nie an einer solchen Aufnahmesession teilgenommen haben, wären Sie überrascht, wie viele der aufgenommenen Abschnitte ganz kurz waren, nur einige Sekunden lang. Jeder wurde mehrmals gespielt, aber nur um Verbesserungen auf höchstem Niveau durchzuführen, z. B. die zweiten Violinen darum zu bitten, einen Teil etwas wärmer zu spielen oder einen Divisi-Part etwas anders aufzuteilen. Auch wenn Greg bereit stand, um bei Bedarf letzte Korrekturen in Finale vorzunehmen, habe ich nichts gravierenderes als einen mit Bleistift vermerkten Stimmentausch bemerkt. Zumindest an diesem Abend war es nicht notwendig, irgend etwas neu zu schreiben.

Jeder Abschnitt wurde unglaublich akribisch aufgenommen, auch diejenigen, die kaum hörbar sein werden, weil darüber Dialog stattfindet und das ganze auf einem normalen Fernsehgerät gehört wird, während im Hintergrund noch der Geschirrspüler läuft. Ich begann darüber zu nachzudenken, mir ein Heimtheater-Soundsysystem anzuschaffen, mit dem man diese akribische Kunstfertigkeit besser würdigen könnte.

Der Regieraum der Eastwood Scoring Stage
Abb. 4: Der Regieraum der Eastwood Scoring Stage

Der Regieraum

In der zweiten Hälte der Aufnahmesession sind wir zu Jeremy und Gred im Regieraum gestoßen. Es gab einen großen Unterschied zwischen dem, was wir hier gehört haben, und dem, was draußen hörbar war. Während ich erwartet hatte, einen sehr trockenen, unbearbeiteten Klang zu hören (bei dem man eventuelle Fehler einfacher hört), haben wir eine sehr schöne Vorabmischung gehört, mit zusätzlichem Nachhall usw. Durch die Mikrofonierung wurden Kleinigkeiten wie ein gelegentliches Scharren der Füße deutlich hörbar. Das lag vermutlich nicht zuletzt an der kleinen Anzahl von Musikern.

Tim Davis, Orchestrator und Dirigent
Abb. 5: Tim Davis, Orchestrator und Dirigent

Auch hier waren die Qualität der Ausführung und der Intonation makellos. Alle schienen immer 100 % synchron zu sein.

Ehe wir es versahen, waren die Aufnahmen beendet. Wir waren insgesamt vielleicht zwei Stunden vor Ort. Noch einmal vielen Dank an Tim, Jeremy und Greg für die Einladung. Auch wenn wir die Finale-spezifischen Diskussionen des Abends per E-Mail hätten führen können, so war es doch faszinierend – und angenehm – alle persönlich zu treffen, und Finale in Aktion zu sehen.

Portrait von Mark Adler

Mark Adler

Mark Adler ist bei MakeMusic Produktmanager für Notation und Senior Editor, professioneller Trompeter und freiberuflicher Notensetzer.
In der wenigen Freizeit, die ihm noch bleibt, sucht und restauriert er alte Flipper.