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Schnelle Korrekturen für ein besseres Notenbild: Teil 1

Finale-Spezialist Peter Flom gibt zeigt Fehler, die ein Notenbild schlecht lesbar machen, und gibt Tipps für eine gut und einfach lesbare Notation.
Ein Beispiel für ein schlecht lesbares Notenbild
Abb. 1: Ein Beispiel für ein schlecht lesbares Notenbild

Das Schreiben von Noten spielt auf den beiden Seiten meines Doppellebens eine große Rolle. Tagsüber arbeite ich bei MakeMusic, wo meine Hauptaufgabe darin besteht, gedruckte Noten in SmartMusic zu übertragen. Nachts und am Wochenende spiele ich Gitarre in einer Band mit breitgefächertem Repertoire. Anders als die gedruckten Noten, die ich tagsüber sehe, sind die Notenblätter für diese Band oft hastig und ohne Rücksicht auf die Feinheiten des Notensatzes erstellt worden. Die Ergebniss sehen manchmal aus wie der Ausschnitt oben, der sicherlich nicht optimal für das Vomblattlesen (oder sonst irgendwas) geeignet ist.

Nachdem ich viele schlechte Notenblätter gesehen habe, habe ich begonnen, einige der häufigsten Tücken beim Schreiben von Pop-Musik für die Musiker zu erkennen. Heute werden wir einige dieser schlechten Angewohnheiten untersuchen und Wege zur schnellen Korrektur aufzeigen.

Balken, Pausen und der unsichtbare Taktstrich

Balken und die Wahl der Pausen werden vom faulen Kopisten oft ignoriert, aber mit ein bischen zusätzlicher Arbeit wird die Aufführung besser werden.

Die Taktart eines Taktes hat immer Auswirkung auf die Notation. Jede Taktart impliziert die Gruppierung der Schläge, welche wiederum die Balken und die Auswahl der Pausen bestimmt. Nehmen Sie das folgenden Beispiel. Welches ist deutlicher?

Der unsichtbare Taktstrich
Abb. 2: Der unsichtbare Taktstrich

Die meisten aktiven Musiker könnten das erste Beispiel mit etwas Übung korrekt spielen, aber im Idealfall sind diese Notenblätter für das Vomblattspiel geeignet, wie es so oft bei Auftritten vorkommt. Deshalb ist im zweiten Beispiel die Mitte des Taktes klar erkennbar, was für das Lesen eine große Hilfe darstellt. Diese Konzept wird auch als der „unsichtbare Taktstrich“ bezeichnet und ist wichtig beim Schreiben von geraden Taktarten.

Achten Sie auch darauf, wie die Balken geändert wurden, um die Schläge innerhalb des Taktes hervorzuheben. Dadurch wird es beim Lesen einfacher, den Rhythmus zuerkennen. Eine saubere Balkenbildung ist insbesondere bei komplexen Taktarten wichtig:

Komplexe Taktarten
Abb. 3: Komplexe Taktarten

Die gewählten Pausen müssen dem Musiker ebenfalls dabei helfen, den Takt zu verdeutlichen. Die beiden folgenden Takte sind sehr schlecht zu lesen:

Schlecht zu lesen
Abb. 4: Schlecht zu lesen

Hier ist dasselbe Beispiel mit korrekten Pausen und Balken:

Gut lesbar
Abb. 5: Gut lesbar

Achten Sie darauf, wie jede Synkope in mehrere Pausen aufgeteilt wurde. Nochmal, dies hilft dem Musiker, die Rhythmen in kleinere Einheiten zu zerteilen. Wenn eine Mischung von Pausen benötigt wird, wählen Sie die Pausen immer so, dass der Taktschlag sichtbar wird.

Akkorde schreiben

Eine weitere Herausforderung beim Schreiben sind die Akkordsymbole. Ohne näher auf die Details der Akkordschreibweise einzugehen, so gibt es doch einige Grundregeln, an die Sie denken sollten, wenn Sie Stimmen für die Rhythmusgruppe schreiben.

Zu allererst: entwickeln Sie ein System, das für Ihre Musiker funktioniert. Wenn Ihre Musiker lieber die Bezeichnung ø7 sehen anstelle von min7b5, dann schlucken Sie Ihren Stolz herunter, und schreiben Sie den Akkord, den die Musiker lesen möchten – auch wenn Sie denken, dass es so „falsch“ ist. Opfern Sie nie eine gelungene Aufführung für das Gefühl „recht zu haben“.

Achten Sie aber darauf, konsistent zu sein – schreiben Sie nicht in einem Takt „C-7“, im nächsten „Cm7“ und später dann „Cmin7“.

Notensatz für Begleitungen

Akkordbezeichnungen sind nicht der einzige wichtige Teil beim Schreiben von Begleitstimmen. Achten Sie auch auf die Notation im Notensystem. Auch wenn der faule Kopist vielleicht den Sinn einer Notation in einer Begleitstimme nicht erkennt, so wird sie von den Musikern oftmals dringend benötigt, und jedes Mitglied der Rhythmusgruppe erwartet andere Konventionen.

Im Zweifelsfall gestalten Sie die Notation einfach. Hier sind einige meiner Daumenregeln für das Schreiben von Begleitstimmen.

1. Wenn Sie genau wissen, welche Töne gespielt werden sollen: schreiben Sie die Noten in das System. (Das kommt selten vor.)

Hier ist dasselbe Beispiel mit korrekten Pausen und Balken:

Vollständige Notation
Abb. 6: Vollständige Notation

2. Wenn Sie nur einige spezifische Töne vorgeben: schreiben Sie den Rhythmus nur mit den spezifischen Tönen, die Sie möchten. (Dies ist typisch für Gitarristen, die sich das Voicing oft anhand der obersten Note des Akkords einprägen.)

Nur der oberste Ton liegt jeweils fest
Abb. 7: Nur der oberste Ton liegt jeweils fest

3. Wenn Ihnen das Voicing egal ist, aber ein bestimmter Rhythmus vorgegeben werden soll: schreiben Sie den Rhythmus als ryhthmische Strichnotation. (Dies ist typisch für Partituren mit Synchronstellen, die die gesamte Band zusammen spielt.)

Der Rhythmus ist vorgegeben.
Abb. 8: Der Rhythmus ist vorgegeben

4. Wenn die Begleitung improvisiert werden soll: verwenden Sie Strich-Notation. (Das ist die häufigste und einfachste Methode, Akkorde zu notieren, aber Ihr Musiker weiß vielleicht nicht genau, was gespielt werden soll.)

Der Musiker ist frei in seiner Ausführung
Abb. 9: Der Musiker ist frei in seiner Ausführung

Als Gitarrist habe ich diese Beispiele für eine Gitarrenstimme geschrieben. Dieselben Regeln gelten aber auch für andere Instrumente. Eine Bassstimme wird typischerweise als Beispiel-Basslinie mit Akkordsymbolen notiert – auf diese Weise bekommt der Bassist eine Idee davon, welchen Groove er spielen soll, kann aber auch freie Füllnoten spielen, wenn es passt.

Eine Bassstimme
Abb. 10: Eine Bassstimme

Im zweiten Teil dieses Beitrags werden wir einen Schritt zurücktreten und unsere Aufmerksamkeit darauf richten, wie unsere verbesserte Notation auf der Seite erscheint, indem wir über Phrasen und Layout sprechen.

Foto von Peter Flom mit Banjo

Peter Flom

Peter Flom ist Produktionsleiter in der Repertoire-Abteiltung bei MakeMusic. Mit einem Abschluss des Berklee College of Music hat Peter zuvor in den KMA Studios in New York City und beim Kundensupport von MakeMusic gearbeitet. Heute verbringt er die meiste Zeit damit, neue Inhalte für Finale und SmartMusic zu erstellen und hat dabei mit vielen Verlagen zusammengearbeitet.
Er ist weiterhin selbständiger Arrangeur und Notensetzer, und spielt böse Gitarre, wenn niemand zuschaut.