Finale-BlogKurztipps

Unverwechselbare Notenbilder gestalten: Liniendicken

Notensetzer Mark Adler zeigt, wie wichtig die Stärke von Linien in einem Notenbild für das gesamte Notenbild sind.
Ein spezifisches Notenbild
Abb. 1: Ein spezifisches Notenbild

Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, warum Ihre Noten nicht so aussehen, wie professionell gesetzte Noten? Große Verlage investieren viel Zeit und Energie, um Ihre Noten schön aussehen zu lassen – und typisch. Ein Blick auf eine Partitur von Schott, Bärenreiter oder Henle und ich erkenne sofort die typische Darstellung, was wir einen Hausstil nennen.

Neben meiner Rolle bei MakeMusic arbeite ich weiterhin als Notensetzer. I habe das Gefühl, dass ein großer Teil meiner Dienste darin besteht, jeden Kunden dazu zu bewegen, einen eigenen Hausstil zu entwickeln. Zusammen ermitteln wie eine einzigartige Kombination aus Textschriften, Notenschriften und anderen Einstellungen, die ihre Musik einzigartig aussehen lassen.

Alle Notationsprogrammen bieten Voreinstellungen, die naturgemäß Kompromisse darstellen. Sie sollen für die verschiedensten Anwendungen gute Ergebnisse liefern. Ein Teil Ihres persönlichen Stils besteht darin, diese Einstellungen für Ihre spezielle Anwendung anzupassen.

In diesem und folgenden Blog-Beiträgen habe ich vor, einige Vorschläge zur Gestaltung eines eigenen Hausstils zu machen, ganz unabhängig davon, welches Notationsprogramm Sie verwenden. Nebenbei möchte ich auf zwei Dinge aufmerksam machen:

  1. Schauen Sie sich alles an. Nutzen Sie jede Gelegenheit, die Arbeit verschiedener Verlage zu studieren, machen Sie Notizen zu dem, was Ihnen gefällt, und versuchen Sie es nachzumachen. So wie junge Künster ihre Vorbilder nachahmen, werden Sie schließlich Ihren eigenen Stil entwickeln, wenn sich Ihre Zahl an Einflüssen erhöht.
  2. Mit Hilfe der Software können Sie jeden Aspekt Ihres Notenbilds schnell und einfach ändern (und auch wieder herstellen). Nutzen Sie diese Freiheit!

Linienstärken

Lassen Sie uns zum Start Linienstärken betrachten, z. B. Notenlinien, Taktstriche, Hilfslinien, Notenhälse, Rahmen, Wiederholungsklammern usw. Ich kann von Verlag zu Verlag große Unterschiede bei den Linienstärken erkennen. Das ist eine gute, schnelle und einfache Methode Ihr Notenbild von anderen abzuheben.

Viele Verlage verwenden Linienstärken zwischen 0,0158 cm und 0,0194 cm. Finales Voreinstellungen liegen mit 0,0158 cm auch in diesem Bereich, und zwar auf der dünnen Seite. (Finale-Anwender finden die Einstellungen für die Linienstärken unter Dokument > Dokument-Optionen.) Beachten Sie auch, dass Finales Standardlinienstärke identisch für Notenlinien, Taktstriche, Notenhälse und Hilfslinien eingerichtet sind; nicht alle Verlage verfahren so.

Werfen wir einen Blick auf Noten von Henle. Henle bevorzugt einen im Vergleich zu den Notenlinien deutlich stärkeren Taktstrich. Sie verwenden auch dickere Hilfslinien. Für dickere Hilfslinien gibt es gute Gründe: in Bereichen mit vielen Noten an Hilfslinien ist es dadurch einfacher, die Hilfslinien von den normalen Notenlinien zu unterscheiden, was die Lesbarkeit erhöht.

Die stärkeren Hilfslinien sind auch eine Referenz an die Tradition der Vergangenheit: in Zeiten des Notenstichs wurden Hilfslinien gestochen, während Notenlinien geätzt wurden.

Vergleichen Sie in den folgenden beiden Beispielen die Stärken von Taktstrichen, Hilfslinien, Notenhälsen und Crescendos:

Dasselbe Notenbeispiel mit unterschiedlichen Strichstärken
Abb. 2: Dasselbe Notenbeispiel mit unterschiedlichen Strichstärken

Möchten Sie wissen, welche Werte ich verwendet habe?

  • Taktstriche: 0,0441 cm
  • Hilfslinien: 0,04051 cm
  • Länge der linken Hälfte der Hilfslinien: 0,06174 cm
  • Länge der rechten Hälfte der Hilfslinien: 0,06174 cm
  • Notenhälse: 0,01943 cm
  • Crescendos: 0,01764 cm

Ihnen fällt vielleicht auf, dass auch die Legatobögen angepasst wurden, aber das ist ein Thema für einen zukünftigen Beitrag.

Andere Linien

Lassen Sie uns auch Balken betrachten. Sie können vielleicht auch Ihre Balken stärker als Finales Voreinstellung von 0,10583 cm machen. Ich würde persönlich nicht weniger nehmen, aber es geht nicht darum, was ich tun würde: probieren Sie!

Auch die Stärke von Notenhälsen sollten betrachtet werden. Einige Verlage verwenden dickere Notenhälse (wir möchten niemanden wegen „fetter Hälse“ bloßstellen), auch das ist ein Bereich, den Sie sich anschauen und untersuchen können.

Sofern Sie gerne mit einem handschriftlichen Musikzeichensatz arbeiten, werden Sie vermutlich all Ihre Linien für ein eher handschriftliches Notenbild verstärken. Handschriftliche Linien beginnen vielleicht bei 0,03087 cm und gehen von dort aus aufwärts.

Kurzer Abstecher: Geständnis zu Maßeinheiten

Eines meiner Ziele bei dieser Serie von Blog-Beiträgen besteht darin, Wissen an meine Mitmusiker weiterzugeben, unabhängig davon, ob sie Finale verwenden oder nicht. Aus diesem Grund habe ich alle Maße in Zentimetern angegeben. In Wirklichkeit denke ich nicht so.

Ich denke stattdessen in der Einheit EVPU: ENIGMA Virtual Page Units. Ist das kryptisch?

Gut, eine Erklärung ist sicher angebracht. Enigma ist die Bezeichnung, die der ursprüngliche Autor von Finale Phil Farrand dem Dateiformat gegeben hat, das er für Finale definiert hat. Es ist ein Kürzel für „Environment for the Notation of Intelligent Graphical Musical Algorithms“ (in etwa Umgebung für die Notation von intelligenten grafischen Musikalgorithmen).

So konvertieren Sie EVPU in gängige Maßeinheiten:

288 EVPU = 1 Zoll
24 EVPU = 1 Zwischenraum

Manche mögen denken, dass die Erfindung einer eigenen Maßeinheit ein Zeichen der Überheblichkeit ist. Andere könnten – fälschlicherweise – versucht sein, Phil Farrand als verrücktes Genie zu bezeichnen. In der Praxis sind EVPU aber sehr nützlich. Wenn ich mit Finale eine eigene Vorlage erstelle, gebe ich nicht Werte wie 0,01585 cm oder 0,01943 cm ein, sondern stelle meine Maßeinheiten auf EVPU und gebe 1,8 oder 2,2 ein.

Falls es Sie interessiert, hier sind die oben angegebenen Werte als EVPU:

  • Taktstriche: 5 EVPU
  • Hilfslinien: 4,6 EVPU
  • Länge der linken Hälfte der Hilfslinien: 7 EVPU
  • Länge der rechten Hälfte der Hilfslinien: 7 EVPU
  • Notenhälse: 2,2 EVPU
  • Crescendos: 2,4 EVPU

Für mich ist das bequem und zeitsparend.

Abschluss

Ich hoffe, dass dieser Beitrag einige Leser dazu anregt, gedruckte Noten genauer zu betrachten und die dabei getroffenen Entscheidungen für bestimmte Linienstärken zu hinterfragen.

Portrait von Mark Adler

Mark Adler

Mark Adler ist bei MakeMusic Produktmanager für Notation und Senior Editor, professioneller Trompeter und freiberuflicher Notensetzer.
In der wenigen Freizeit, die ihm noch bleibt, sucht und restauriert er alte Flipper.