Finale-BlogKurztipps

Unverwechselbare Notenbilder gestalten: Schriften

Ich möchte Sie diese Woche ermutigen, sich über die allgegenwärtige Times New Roman hinaus zu wagen und auch mit unterschiedlichen Musikzeichensätzen zu experimentieren.
Schrift ohne und mit Serifen
Abb. 1: Schrift ohne und mit Serifen

Ketchup ist ein ganz normales Würzmittel. Man zweifelt erst dann an Ihrem Geschmack, wenn Sie es überall hinzutun.

Das gleiche gilt für Times New Roman; wenige bekannte Verlage verwenden diese Schriftart an prominenter Stelle in ihren Noten. Sie ist ein Ausgangspunkt aber keine Methode, sich künstlerisch von anderen zu unterscheiden.

So wie ich in einem vorherigen Blog-Beitrag dazu ermutigt habe, mit Linienstärken zu experimentieren, möchte ich Sie diese Woche ermutigen, sich über die allgegenwärtige Times New Roman hinaus zu wagen und auch mit unterschiedlichen Musikzeichensätzen zu experimentieren.

Sans versus Serif

Zu Beginn unserer Diskussion möchte ich die Begriffe Sans-Serif und Serif erklären. Ich bin zwar sicher, dass „sans“ französisch ist und „ohne“ heißt, ich vermute allerdings nur, dass „serif“ von einem lateinischen Wort für „merkwürdiges Ding“ stammt. In dem obigen Beispiel besitzt die serifenlose Schrift (Arial) keine merkwürdigen Linien am Ende von s, r, i und f, während die Serifenschrift (Times New Roman) solche besitzt.

Viel wurde darüber geschrieben, welcher Schrifttyp besser lesbar ist. Man scheint darin übereinzustimmen, dass große Textmengen mit einer Serifenschrift besser lesbar sind, während manche denken, dass kleinere Textmengen (und geringere Schriftgrößen) ohne Serifen besser zu lesen sind. Wenn Sie mehr zu diesem Thema erfahren möchten, starten Sie eine Suche im Internet. Ich denke, dass in Noten eine serifenlose Schrift für Titel und Fußnoten zu einem moderneren Bild führt. Andererseits vermeide ich serifenlose Schriften innerhalb des Notenbereichs, aber Ihr Geschmack kann ein anderer sein.

Textschriften

Jeder mit einem Computer hat heute eine große Bandbreite an Schriften zur Verfügung. Zum Erstellen von Stilrichtlinien für meine Kunden gehört die Auswahl sowohl der Text- als auch der Musikschriften. Ich biete einem neuen Kunden vielleicht drei oder vier Schriftoptionen mit und ohne Serifen für Titel- und Fußbereich (Titel, Komponist, Texte usw – alles über und unter den Noten einschließlich Copyright). Ich persönlich empfehle Kopf- und Fußbereich komplett in einer Schrift zu setzen, ich mag es auch nicht, wenn Serifen- und serifenlose Schriften gemischt werden, aber probieren Sie es aus.

Möchten Sie weitere Empfehlungen? Wählen Sie keine Schrift aus, derer Sie sich in zehn Jahren schämen. Sie sollten zu stark verzierte oder auffällige Schriften für Titel vermeiden, und ich bin immer für Lesberkeit: Wenn andere damit Kämpfen müssen, Ihren Titel zu lesen, dann ist Ihre geschwungene Schreibschrift vielleicht nicht die beste Wahl.

In meinen Augen sind Bodoni, Palatino und New Century Schoolbook alles gutaussehende Textschriften. Die besten Verlage wählen oftmals Schriften dieser Art.

Möchten Sie sich von anderen unterscheiden? Für einen moderaten Betrag können Sie fantastische Alternativschriften von Anbietern wie Adobe oder Linotype erwerben. Da die meisten Menschen unwillig sind, auch nur 29 USD auszugeben, ist dies eine relativ kostengünstige Methode, Ihre Erzeugnisse unterscheidbar zu machen.

Wie bei den meisten Dingen im Leben gibt es auch hier eine große Bandbreite. An einem Ende ist es langweilig: alles in Times New Roman. Nahe dem anderen Ende wird es albern und noch darüber hinaus gibt es unterschiedliche alberne Schriften für jedes Element in den Noten. Das hat dann die ästhetische Qualität eines schlecht geplanten Flohmarkts und sollte auf jeden Fall vermieden werden (es sein denn, Sie möchten genau diesen Effekt erzielen).

Liedtext und Zahlen

Times New Roman ist so breit, dass die Notenausrichtung für Liedtext schwierig wird. Deshalb habe ich die Schrift Finale Lyrics entworfen: damit kann mehr Text in lesbarer Form in eine Zeile gebracht werden.

Hier ist ein Beispiel mit den Standardausrichtungsoptionen in Times New Roman – sehen Sie, wie gedrängt der Text aussieht, insbesondere bei „spacious skies“ und bei den getrennten Wörtern:

Liedtext in der Schrift Times New Roman
Abb. 2: Liedtext in der Schrift Times New Roman

Hier ist dasselbe Beispiel in Finale Lyrics:

Liedtext in der Schrift Finale Lyrics
Abb. 3: Liedtext in der Schrift Finale Lyrics

Denken Sie auch über die Schrift nach, die Sie für Zahlen verwenden. Taktzahlen, Tempoangaben, Fingersätze, Orientierungszeichen, mehrtaktige Pausen und Wiederholungen tragen alle zu Ihrem Stil bei und sollten zusammenpassen.

Portabilität

Einer der Gründe dafür, dass Finale Times New Roman als Voreinstellung verwendet, besteht darin, dass dies eine der wenigen Schriften ist, die auf allen Geräten zur Verfügung steht. Eine schöne und etwas andersartige Schrift zu kaufen ist gut, wenn Sie vorhaben, Ihre Noten als Druck oder PDF-Datei zu vertreiben. Es kann allerdings problematisch werden, wenn Sie Finale-Dokumente weggeben und möchten, dass bei jedem der Ausdruck identisch aussieht. Bitte bedenken Sie, dass die in Ihrem Dokument verwendeten Schriften nicht in der Datei enthalten sind, und normalerweise die Lizenz, unter der Sie eine Schrift erwerben, nicht erlaubt, dass Sie die Schriftdateien mit Ihren Finale-Dateien weitergeben. Dieses Problem ist natürlich nicht nur eines von Finale. Für viele ist deshalb die Weitergabe von Noten als PDF-Datei eine gute Lösung.

Musikschriften

Finale wird mit drei Musikschriften für gedruckt aussehende Noten geliefert (Maestro, Engraver und Petrucci), sowie mit zwei Schriften für ein handschriftliches Aussehen (Jazz und Broadway Copyist). In diesem Fall werden wir uns auf die ersten drei Optionen konzentrieren:

  • Petrucci ist Finales ursprüngliche Schrift, etwas ähnlich der Schrift Sonata von Adobe, die die Großmutter aller digitalen Musikschriften ist. Für mich zeichnet sich Petrucci durch kleine Notenköpfe aus.
  • Engraver ist der direkte Nachfolger von Petrucci. Engraver enthält größere Notenköpfe und wird von vielen Verlagen nach wie vor verwendet.
  • Maestro ist die aktuelle Standardschrfit von Finale und wurde nach den Notaset-Vorlagen gestaltet, die von vielen Verlagen direkt vor der Ära des Computernotensatzes bevorzugt wurden. Die Notenköpfe in Maestro sind nicht so breit wie die von Engraver, und die Artikulationszeichen sind ziemlich unterschiedlich.

Ich möchte Sie ermutigen, alle drei Schriften auszuprobieren. In Finale können Sie diese Änderung ganz einfach vornehmen – wählen Sie einfach Dokument > Standard-Musikzeichensatz einstellen. Suchen Sie weitere Optionen? Wählen Sie Dokument > Dokument-Optionen > Zeichensätze. Sofern Sie nicht Finale verwenden, so ist es kein Geheimnis, dass Sie diese Schriften für die Verwendung in Ihrem Programm installieren können, indem Sie die kostenlose Testversion von Finale herunterladen.

Natürlich stellen die mit Finale gelieferten Musikschriften nur einen Ausgangspunkt dar.

Zu den Musikschriftoptionen von anderen Anbietern gehören November (eine sehr schöne Schrift, die gravierten Notensatz emuliert), Musegraph und andere. Nochmal, dies ist Ihre Chance, sich von anderen abzuheben – seien Sie nicht so geizig. Die Leute bei Musegraph digitalisieren sogar Ihre Unterschrift, und ihre Schriften haben vernünftige Preise.

Ich schlage auch vor, Ihre Musikschriften zu mischen, einige Zeichen aus der einen Schrift zu wählen und andere aus der anderen. Viele Verlage gehen so vor. Sie verwenden z. B. die Notenköpfe aus Maestro und Artikulationen aus Engraver. Manche Anwender finden den Akzent aus Maestro zu breit und bevorzugen den schmaleren Akzent aus Engraver. Als Finale-Anwender finden Sie eine Übersicht über die Zeichen von Maestro (für Mac und Windows) in Finales Hilfe-Menü, alle können diese online finden.

Entsprechend werden manche Anwender die Tremoli aus Engraver durch die Tremoli von Maestro ersetzen, die ich als recht stämmig bezeichnen würde. Öffnen Sie eine Zeichentabelle, und schauen Sie, was Ihnen gefällt – oder nicht gefällt.

Eine der einfachsten Methoden für ein individualisiertes Notenbild besteht darin, verschiedene Notenschlüssel auszuprobieren – dies ist einer der als erstes und am stärksten beachteten Aspekte jeder Notenseite.

Schriften anpassen

In meinen Noten verwende ich meine eigenen, mit einem Schriftbearbeitungsprogramm erstellten Notenschlüssel. Ich persönlich verwende Fontlab, aber es gibt auch mehrere gute, kostenfreie Open-Source-Schriftbearbeitungsprogramme für beide Plattformen.

Wie oben erwähnt gilt es bei der Verwendung von eigenen Schriften die Fragen der Portabilität zubeachten. Es kann auch etwas problematisch sein, eine Schrift zu erstellen, die sowohl am Mac wie unter Windows funktioniert. (Wenn Sie vorhaben, Ihre eigene Musikschrift zu erstellen, können Sie diese Probleme lösen, indem Sie sich an den SMuFL-Standard halten.)

Wenn es Ihr Ziel ist, nur Ihre eigenen Notenschlüssel und Notenköpfe zu erstellen, so ist das mit den oben erwähnten Vorbehalten relativ einfach und lohnend.

Ich habe sogar von Notensetzern gehört, die eine eigene, minimal veränderte Musikschrift nur deshalb verwendet haben, um die Portabilität zu behindern – eine Art Kopierschutz für Arme -, denken Sie aber daran, dass dies auch Ihre Kunden verärgern könnte.

Ich hoffe, dieser kurze Überblick über die Wahl von Schriften inspiriert Sie dazu, etwas experimentierfreudiger bei der Wahl Ihrer Schriften zu werden, und etwas genauer hinzuschauen, wenn Sie Ihre eigenen Noten oder die von anderen betrachten. In einem zukünftigen Blog-Beitrag will ich übrigens eine meiner Schriften mit Ihnen teilen. Schauen Sie also wieder hier vorbei.

Portrait von Mark Adler

Mark Adler

Mark Adler ist bei MakeMusic Produktmanager für Notation und Senior Editor, professioneller Trompeter und freiberuflicher Notensetzer.
In der wenigen Freizeit, die ihm noch bleibt, sucht und restauriert er alte Flipper.