Finale, Zusammenarbeit für Musik im TV und „The Event“

The Event ist eine fantasievolle NBC-Fernsehserie voller Konspirationstheorien, Science Fiction, Abenteuer. Jede Folge enthält 30 Minuten Musik, welche mit Finale vorbereitet wird. Wie die beteiligten zusammen arbeiten, beschreibt dieser Beitrag.
Jeremy Levy, Scott Starrett, Tim Davies und Mark Cally bei den Orchesteraufnahmen zu The Event. Photo von Susie Benchasil Seiter
Jeremy Levy, Scott Starrett, Tim Davies und Mark Cally bei den Orchesteraufnahmen zu The Event.
Photo von Susie Benchasil Seiter

Wenn es Ihnen so geht wie mir, dann beginnen und enden die meisten Ihrer Projekte in Finale und bleiben eine One-Man-Show. Diese Woche werden wir mit Hilfe des langjährigen Finale-Anwenders Tim Davies einen Blick auf einen anderen Workflow werfen, bei dem Finale zusammen mit anderer Software und in der Zusammenarbeit von vielen Personen genutzt wird.

The Event ist eine fantasievolle NBC-Fernsehserie voller Konspirationstheorien, Science Fiction, Abenteuer und vielem mehr, etwa im Stil von Lost. Jede Folge von The Event enthält etwa dreißig Minuten Musik, die zum großen Teil von einem kleinen Orchester gespielt wird. Die gesamte Musik wird in einer dreistündigen Aufnahmesitzung eingespielt.

Lassen Sie uns einen Blick hinter die Kulissen auf Finales Rolle in diesem hektischen Prozess von der Komposition bis zur Musikaufnahme werfen. Es könnte Sie überraschen, wie viele Personen dabei beteiligt sind. Er kommen verschiedene Werkzeuge zum Einsatz und die Dateien werden mittels Dropbox ausgetauscht, so dass jeder alle Dateien in jedem Stadium sehen kann.

Unsere Tour beginnt mit Komponist Scott Starrett. Er bekommt eine geschnittene Folge, in der die Cutter temporäre Musik – vor allem aus vorherigen Episoden -, platziert haben. Dann treffen sich Scott, Musik-Editor Gordon Fordyce und die Produzenten der Show, um über die Musik zu sprechen und einen genauen Plan festzulegen. Scott erstellt dann die Cues (kurze musikalische Stücke) für die Folge mit dem Programm Logic von Apple. Sobald ein bestimmter Cue abgesegnet wurde, gibt er eine MIDI-Datei des Cue an Jeremy Levy weiter.

Eines der während des gesamten Prozesses verwendeten Werkzeuge ist QuicKeys, ein Programm, mit dem sich Abläufe (wie Tastatureingaben und Mausaktionen) automatisieren und einem einzelnen Tastaturkürzel zuordnen lassen. QuicKeys wird dazu verwendet, die Dateien korrekt zu speichern und benennen. (Die zahllosen Datei- und Ordnernamen von QuicKeys tippen zu lassen ist zuverlässiger, vor allem, wenn diese so einprägsam sind, wie „5m09-10v01 LCK“.) QuicKeys wird auch innerhalb von Finale zum Beschleunigen von sich wiederholenden Aufgaben verwendet.

Jeremy optimiert die MIDI-Datei im Programm Digital Performer von MOTU, indem er nach Bedarf eine Quantisierung durchführt und ganz allgemein die Datei säubert. So könnte ein im Tempo 160 geschriebener Cue auf Tempo 80 geändert werden, wenn dies eine bessere Lesbarkeit ermöglicht. Nach dieser Arbeit wird die MIDI-Datei wieder gespeichert und in Finale importiert.

Da Jeremy sein Finale-Startdokument entsprechend angepasst hat, enthält die importierte MIDI-Datei in Finale automatisch all seine gewünschten Bezeichnungen und Einstellungen. An diesem Punkt erstellt Jeremy eine Partiturskizze, einen groben Entwurf, der nur die Musik vom Komponisten enthält. Jeremy säubert auch die Datei und stellt sicher, dass alle Rhythmen korrekt notiert sind, kurze Noten kurz sind usw. Er stellt auch sicher, dass die enharmonischen Deutungen stimmen, kennzeichnet Triller und Tremoli und fügt Beschreibungen für One-Shot-Samples ein, wo eine einzelne MIDI-Note die Wiedergabe einer ganzen Streichersektion auslöst oder ein Orchester, das einen atmosphärischen Cluster oder eine Textur spielt. Wenn er fertig ist, legt er die Datei in einen anderen Dropbox-Ordner.

Nachdem alle Skizzen fertig sind, erstellt Tim Davies (und manchmal Jeremy) eine Orchestrierung. Tim verwendet QuicKeys, um in der Partiturskizze Notensysteme hinzuzufügen. Er lässt die Systeme der ursprünglichen Partiturskizze unverändert, so dass er jederzeit die Intention des Komponisten vor Augen hat.

Bei The Event kommt eine spezielle Besetzung zum Einsatz, die sich im Lauf der Zeit herauskristiallisiert hat: zwei Hörner, Harfe, 14 Violinen, drei Violas, acht Celli und Bass. Bei einem größeren Budget würden sie vermutlich mit einem größeren Ensemble arbeiten, aber andererseits trägt diese Kombination zum speziellen Erscheinungsbild der Serie bei. Tim oder Jeremy nehmen letzte Anpassungen an dieses Orchester vor, so dass es bei den Action-Cues so laut wie möglich und bei den sentimentalen so satt wie möglich klingt. Es gibt auch programmierte Synthesizer und Perkussion und hie und da werden einige Samples dazugemischt, um z. B. den Bass fetter klingen zu lassen.

Nachdem die Orchestrierung komplett ist, verwendet Tim ein anderes QuicKey, um ihre Orchestervorlage zu öffnen, umzubenennen und in den richtigen Ordner zu speichern. Dann verwendet er ein FinaleScript, um seine orchestrierten Stimmen aus der Skizzenpartitur in die endgültige Partiturvorlage zu kopieren, die bereits den bevorzugten Dokumentstil und eingerichtete verknüpfte Stimmenauszüge enthält. Nun führt er das Seitenlayout durch, druckt die Partitur und kontrolliert sie. Sobald die Partitur geprüft ist, wandert sie in einen anderen Dropbox-Ordner, wo Kopist Mark Cally übernimmt.

Im nächsten Blog lernen wir Marks Rolle kennen, schauen uns seine Arbeit an und folgen dem Prozess bis zur Aufnahme.

Scott Yoho