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Schnelle Korrekturen für ein besseres Notenbild: Teil 2

Finale-Spezialist Peter Flom zeigt weitere Fehler, die ein Notenbild schlecht lesbar machen, und gibt Tipps für gut und einfach lesbare Stimmenauszüge.

In Teil 1 dieses Beitrags haben wir einige Möglichkeiten angesprochen, Notenblätter besser lesbar zu machen. Wir haben uns auf Balkenbildung, Pausen, Akkordsymbole und Notation für Begleitungen konzentriert. Heute verschaffen wir uns einen größeren Überblick und beschäftigen uns damit, wie die Noten auf der Seite verteilt sind. Wie zuvor liegt unser Augenmerk darauf, das Vomblattlesen und eine exakte Ausführung zu fördern.

Phrasen und Layout

Ich glaube der wichtigste Schritt beim Schreiben von zeitgenössischer Musik besteht darin, die Musik passend zu verteilen. Schauen Sie sich dieses Beispiel an.

Ungünstige Taktverteiltung
Abb. 1: Ungünstige Taktverteiltung

Beachten Sie, wie schwierig es ist, dieses Beispiel zu lesen, vor allem die zweite und die vierte Zeile. In der ersteren stehen die Noten zu weit auseinander, als dass das Auge der Musik schnell folgen kann. In der vierten Zeile gibt es das gegensätzliche Problem: die Noten stehen zu eng, sind schwierig zu verfolgen und sehen durcheinander aus.

Zum Glück können wir diese Stimme in Finale durch ein paar schnelle Korrekturen mit den Aufwärts- und Abwärtspfeiltasten einfach verbessern:

Verbesserte Taktverteilung
Abb. 2: Verbesserte Taktverteilung

Ich ändere hier die Anzahl der Takte pro Zeile. Dies wird im Notensatz als Phrasenbildung bezeichnet. Traditioneller Weise musste der Notensetzer jeder Zeile planen, bevor er überhaupt mit der Arbeit begann. In Finale erfordert es nur einige Tastendrücke, um die Taktverteilung für bessere Notenabstände neu einzurichten.

Wenn Sie noch im Vorgang des Komponierens sind, rate ich Ihnen, das Layout während des Schreibens komplett zu ignorieren. Finales Fortlaufende Ansicht ist für die Trennung des Schreibens von der Layoutgestaltung perfekt. Wenn Sie es allerdings vorziehen, in der Seitenansicht zu schreiben, würde ich empfehlen, das Layout beim Schreiben zunächst locker zu lassen. Beginnen Sie mit 3 oder 4 Takten pro Zeile. Das mag zunächst zu mehr Seiten führen, als notwendig wären, aber wenn Sie die Noten erfasst haben, können Sie immer noch zurückgehen und die Taktverteilung neu einrichten.

Überlegungen zum Layout

Nachdem die Notation innerhalb der Zeile perfektioniert ist, kommt das Dilemma mit den Seitengrößen. Finales Standardgröße ist DIN A4 (21 x 29,7 cm), so dass jeder die geschriebenen Noten auch ausdrucken kann. Von Verlagen hergestellte Noten verwenden oftmals größere Formate wie Bachformat (24 x 32,5 cm) oder Quartformat (27 x 34 cm). Traditionelle Notenschreibpapiere in diesen Formaten wurden (und werden) mit 10 oder 12 Systemen pro Seite verkauft.

Heute sind diese Papierformate nicht einfach zu bekommen, online lassen sie sich aber finden. Oder man bedruckt DIN-A3-Format und beschneidet die Blätter. Auf diesen größeren Papieren hat man mehr Platz für größere Systeme. Diese lassen sich deutlich besser lesen als die typischen Computerausdrucke auf DIN A4. Das Formatieren für diese Größe in Finale erfordert nur ein Umstellung unter Seitenlayout > Seitengröße.

Viele käuflich zu erwerbende Stimmen wurden auf solchem Notenschreibpapier erstellt. Die Notensetzer haben oftmals die ersten beiden Systeme für den Titel frei gelassen, was den typischen Look von Jazz-Stimmen ergibt. Auch ohne leere Notensysteme oben auf Ihrer Seite ist es eine gute Idee, für Titel, Instrumentbezeichnung und andere Infos oben auf der ersten Seite das Äquivalent von zwei Zeilen frei zu lassen.

Eine Stimme im traditionellen Jazz-Stil
Abb. 3: Eine Stimme im traditionellen Jazz-Stil

Seitenumbrüche und volle Seiten

Von hier aus gelten die letzten Überlegungen den Seitenumbrüchen und dem Füllen der Seite. Seitenumbrüche sind oftmals ziemlich eindeutig: machen Sie es dem Musiker nicht schwer, umzublättern. Versuchen Sie, den Zeilenumbruch so zu gestalten, dass das Umblättern in einer längeren Pause erfolgen kann. Wenn während des Umblätterns gespielt werden muss, legen Sie den Umbruch so, dass der Musiker gleichzeitig blättern und spielen kann, oder während er etwas spielt, das von einem anderen Instrument gedoppelt wird.

Schließlich ist es sinnvoll, die letzte Seite einer Stimme möglichst zu füllen. Das geht am besten mit einer Skizze wie der folgenden, mit der Sie die Stimme planen:

Layout-Plan für eine Stimme
Abb. 4: Layout-Plan für eine Stimme

Normalerweise würde ich die obige Skizze von Hand auf Notenschreibpapier anfertigen. In diesem Fall habe ich sie in Finale erzeugt, um Ihnen die Unlesbarkeit meiner Handschrift zu ersparen.

So könnte die Stimme schließlich aussehen (Bild klicken für große Ansicht):

Eine fertige Instrumentalstimme
Abb. 5: Eine fertige Instrumentalstimme

Wie Sie sehen, musste ich viele Faktoren berücksichtigen, wie Länge des Stücks, Phrasen, Mehrtaktige Pausen, Wiederholungen und Seitenumbruch. Mein Ziel war es, den ganzen Platz auf beiden Seiten zu nutzen, aber solange die letzte Seite zu mehr als 60 % gefüllt ist, bin ich zufrieden.

Ich hoffe, Sie fanden diese Tipps hilfreich. Ich glaube, dass die Anwendung dieser einfachen Schreibgewohnheiten den meisten zeitgenössischen Gruppen hilft.

Foto von Peter Flom mit Banjo

Peter Flom

Peter Flom ist Produktionsleiter in der Repertoire-Abteiltung bei MakeMusic. Mit einem Abschluss des Berklee College of Music hat Peter zuvor in den KMA Studios in New York City und beim Kundensupport von MakeMusic gearbeitet. Heute verbringt er die meiste Zeit damit, neue Inhalte für Finale und SmartMusic zu erstellen und hat dabei mit vielen Verlagen zusammengearbeitet.
Er ist weiterhin selbständiger Arrangeur und Notensetzer, und spielt böse Gitarre, wenn niemand zuschaut.